Wis­sens­schatz

Wis­sens­schatz für neue Arbeits­wel­ten

Unser Wis­sens­schatz ist unser liebs­ter Fun­dus von Ent­schei­dungs­kri­te­ri­en für die Gestal­tung von Arbeits­wel­ten. Dort sam­meln wir nicht nur Infor­ma­tio­nen aus der Fach­li­te­ra­tur son­dern aus allen seriö­sen Quel­len. Und obwohl wir selbst Desks­ha­ring machen, gibt es eine klei­ne Biblio­thek bei uns mit ech­ten Büchern. Hier ein Aus­zug aus unse­rem Wis­sens­schatz.

Farb­ge­stal­tung und Ästhe­tik

Die Far­be grün I

Der Wis­sens­schatz ent­hält auch Infor­ma­tio­nen über Farb­ge­stal­tung. Vor allem die Far­be grün. Bio­phi­lie heißt der Wis­sen­schafts­zweig, der die Wir­kung von Natur auf den Men­schen unter­sucht. Und die­ser ist meis­tens posi­tiv. So wer­den Men­schen beim Blick aus dem Fes­ter zum Bei­spiel schnel­ler gesund. Und die­se Wir­kung reicht auch in die Arbeits­welt hin­ein. So wur­den Pro­ban­den in einem Füh­rer­schein-Test mal von Grün und mal von Grau umge­ben. Die Test­per­so­nen, die mit Grün umge­ben waren, schnit­ten bes­ser ab. Des­halb pla­nen wir bei der Gestal­tung von Arbeits­wel­ten Grün ein, und sei es nur durch gro­ße, grü­ne Bil­der.

Wissensschatz Farbe im Büro
Illustration Schmetterling Raum für lebendige Organisationen

Die Far­be grün II

Bio­phi­lie bedeu­tet nicht nur “umwelt­freund­lich”. Rita Ber­to und Gui­sep­pe Bar­bie­ro von der Uni­ver­si­ta del­la Val­le d’A­os­ta haben einen Index ent­wi­ckelt, mit dem ein grü­nes Gebäu­de zu einem restau­ra­ti­ven Gebäu­de wer­den soll, den BQI (Bio­phi­lic Qua­li­ty Index). Die­ser erlaubt den For­schern, die bio­phi­le Qua­li­tät eines Gebäu­des zu errech­nen. Ein Gebäu­de soll Erho­lung ermög­li­chen und stär­ken. Sie sind der Über­zeu­gung, dass Bio­phi­lie eine Vor­aus­set­zung für “effek­ti­ves kogni­ti­ves Funk­tio­nie­ren” ist. Kein Wun­der, dass in der Natur die meis­ten krea­ti­ven Ide­en ent­ste­hen. Aber das ist eine ande­re Geschich­te.

Quel­le: Ber­to, Rita & Bar­bie­ro, Giu­sep­pe. (2017)

Krea­ti­vi­tät und Ide­en-Ent­wick­lung

Nur ein Vier­tel der Ide­en ent­ste­hen im Büro

Urs Füg­listal­ler von der Uni­ver­si­tät Sankt Gal­len hat unter­sucht, wo Ide­en ent­ste­hen. Jeder, der schon ein­mal auf einem Spa­zier­gang einen Geis­tes­blitz hat­te, weiß, dass Ide­en nicht an einen Schreib­tisch im Büro gebun­den sind. Am meis­ten Ide­en ent­ste­hen in der Natur (27%). Ein wei­te­res Vier­tel ent­steht bei bei der Arbeit, doch nicht am Arbeits­platz.

Dort ent­ste­hen nur 4% der Ide­en, gefolgt von inter­es­san­ten Mee­tings mit 6% und — wer hät­te das gedacht — die meis­ten Ide­en bei der Arbeit ent­ste­hen in lang­wei­li­gen Mee­tings. Ein wei­te­res Vier­tel ent­fällt auf Fern­se­hen und Frei­zeit­sport und das letz­te Vier­tel auf Fahr­ten zur Arbeit und Feri­en. Des­halb legen wir bei der Gestal­tung von Arbeits­wel­ten gro­ßen Wert auf vie­le, unter­schied­li­che Bespre­chungs­mög­lich­kei­ten. Klar, Ide­en­fin­dung in der Natur wäre noch effek­ti­ver.

Quel­le: Urs Füg­listal­ler

Wo Ideen entstehen

Stress und Belas­tun­gen

Auto­no­mie redu­ziert Stress

Ötzi hat auf Gefah­ren genau­so reagiert wie ein gehetz­ter Ange­stell­ter vor dem Rech­ner. Der Kör­per über­nimmt blitz­ar­tig:

  1. Stress: Gehirn und Mus­keln wer­den mit Blut ver­sorgt, Adre­na­lin und Cor­ti­sol wer­den aus­ge­schüt­tet, der Puls rast,  die Atem­fre­quenz steigt, die Pupil­len wei­ten sich, die Schmerz­emp­find­lich­keit sinkt. Lei­der sin­ken auch die Abwehr­kräf­te.
  2. Ent­span­nung: Wenn die Gefahr vor­über ist, nor­ma­li­sie­ren sich Atmung und Herz­fre­quenz und Stress­hor­mo­ne wer­den abge­baut.

Was in der Savan­ne unter Wöl­fen sinn­voll war, ist heu­te eine Bedro­hung. Vie­le Men­schen wis­sen genau, dass vie­le Krank­hei­ten mit Stress ver­bun­den sind. Dabei sind die Aus­wir­kun­gen von Stress je nach Per­sön­lich­keit und Genen sehr unter­schied­lich. Bewe­gung hilft beim Abbau der Stress­hor­mo­ne. 

 

Und Auto­no­mie: in der sog. White­hall-II-Stu­die des Inter­na­tio­nal Cent­re for Health and Socie­ty fan­den For­scher einen Zusam­men­hang her­aus, der für die Gesund­heit am Arbeits­platz eine gro­ße Rol­le spielt: je mehr Kon­trol­le ein Mensch hat, des­to schnel­ler ent­spannt er sich.

Des­halb ist die Mög­lich­keit für Home­of­fice eine gute Idee. Der Wech­sel mit der Arbeit im Büro gibt Mit­ar­bei­tern mehr Auto­no­mie zurück. Und des­halb ist auch ein brei­tes Ange­bot von Arbeits­or­ten inner­halb der Arbeits­welt gesund, sofern die­ses genutzt wird. Mit die­sem Wis­sen gestal­ten wir unter ande­rem mög­lichst unter­schied­li­che Raum­an­ge­bo­te, damit die Mit­ar­bei­ter die Kon­trol­le über den Arbeits­ort haben, den sie gera­de benö­ti­gen. Damit ist zwangs­läu­fig ein wenig Bewe­gung ver­bun­den. Und die wie­der­um redu­ziert die Fol­gen von Stress.

Quel­le: Gehirn und Geist 2/2004

Auf­merk­sam­keit und Kon­zen­tra­ti­on

Mul­ti­tas­king ist erlern­bar

Der Klas­si­ker: 1976 fin­den die For­scher Eli­sa­beth S. Spel­ke von der Uni­ver­si­ty of Penn­syl­va­nia, Wil­liam Hirst von der Rocke­fel­ler Uni­ver­si­ty und Ulric Neis­ser von der Cor­nell Uni­ver­si­ty her­aus, dass geteil­te Auf­merk­sam­keit, heu­te auch als Mul­ti­tas­king bezeich­net,  erlern­bar ist. Pro­ban­den lesen Kurz­ge­schich­ten und schrei­ben gleich­zei­tig Wör­ter nach Dik­tat. Nach eini­gen Wochen Übung kön­nen sie tat­säch­lich bei­de Auf­ga­ben gleich­zei­tig bewäl­ti­gen und zwar in nor­ma­ler Geschwin­dig­keit. Das Schrei­ben nach Dik­tat benö­tig­te nach die­ser Übungs­zeit nur noch so wenig Kapa­zi­tät, dass das Lesen in nor­ma­ler Geschwin­dig­keit mög­lich wur­de. Ist die Kapa­zi­tät für Auf­merk­sam­keit also nicht limi­tiert?

 

Quel­le: Eli­sa­beth S. Spel­ke, Wil­liam Hirst und Ulric Neis­ser in Cogni­ti­on 1976

 

Mul­ti­tas­king führt nicht zu mehr Hirn­ak­ti­vi­tät

Mar­cel Just, Car­ne­gie Mel­lon Uni­ver­si­ty, Cen­ter for Cogni­ti­ve Brain Ima­ging: Hier schaut man ins Gehirn. Auch hier soll­ten Pro­ban­den zwei Tätig­kei­ten gleich­zei­tig tun, die nur wenig die­sel­ben Hirn­re­gio­nen belas­ten. Näm­lich vor­ge­le­se­ne Auf­ga­ben bewer­ten und gedank­lich drei­di­men­sio­na­le Figu­ren dre­hen. Das konn­ten sie auch, aber lang­sa­mer und schlech­ter. Inter­es­sant dabei: die Hirn­ka­pa­zi­tät stieg nicht an, wenn bei­de Auf­ga­ben gleich­zei­tig erle­digt wur­den.

Mul­ti­tas­king dau­ert län­ger

David E. Mey­er und James E. Evans von der Uni­ver­si­ty of Michi­gan und Joshua S. Rubin­stein von der Federal Avia­ti­on Admi­nis­tra­ti­on lie­ßen Pro­ban­den in meh­re­ren Test gleich­zei­tig Auf­ga­ben bewäl­ti­gen. Sie lie­ßen sie e‑Mails beant­wor­ten und einen Bericht schrei­ben oder auf drei­di­men­sio­na­le Objek­te reagie­ren. Die Test­per­so­nen benö­tig­ten 1,5 mal so lan­ge wie beim Arbei­ten nach­ein­an­der. Nur bei ent­spann­ten Rou­ti­ne­auf­ga­ben spart das Swit­chen zwi­schen zwei Auf­ga­ben Zeit.

Quel­le: Ame­ri­can Psy­cho­lo­gi­cal Asso­cia­ti­on, 2001

Erho­lung

Lösun­gen im Schlaf

Uni Lübeck: Jan Born und sein Team fin­den in einem Expe­ri­ment her­aus, dass nach einem acht­stün­di­gen Schlaf die Lösung für eine Auf­ga­be ent­deckt wur­de. Und das mit 60%. In einer Kon­troll­grup­pe ohne Schlaf ent­deck­ten nur 22% die Lösung.

Quel­le: Natu­re 427 (2004)

Piktogramm Schlaf